Pflege von Wollkleidung

Pflege von Wollkleidung

Heute möchte ich euch etwas zur Pflege von Wolle und Wollprodukten erzählen.
Wie in meinem letzten Post bereits berichtet, ist Wolle durch ihre besondere Struktur und das enthaltene Lanolin bis zu einem gewissen Grad selbstreinigend. Sie verhindert, dass Schmutz sich festsetzen kann und so kann dieser nach dem Trocknen einfach abgeklopft oder ausgebürstet werden. Auch schlechte Gerüche lassen sich oft einfach nur mit auslüften entfernen.
Wollsachen benötigen also deutlich weniger häufig eine Wäsche, als Baumwollkleidung.
Zugegeben, das Waschen von Wollkleidung erscheint im ersten Moment aufwändiger, da es ein paar Dinge zu beachten gibt. Hat man diese jedoch verinnerlicht, entwickelt sich eine Routine, die nicht aufwändiger ist als die normale Wäsche.
Hinzu kommt, dass die allermeisten Hersteller von Wollkleidung und -stoffen heutzutage Verfahren nutzen, die die Wolle (in gewissem Maße) waschbeständiger machen. Diese haben Vor- und Nachteile auf die ich in meinem  Post zur Ausrüstung von Wollstoffen näher eingehen möchte.
Unbehandelte Wolle verträgt im Grunde nur Handwäsche bzw. den Wollwaschgang der Waschmaschine oder eine chemische Reinigung. Außerdem sollte man spezielle Wollwaschmittel verwenden, da normales Waschmittel die Fasern stark aufquellen lassen und auch zu viel des wichtigen Lanolins entfernt und die Wolle brüchig macht.
Außerdem dürfen bestimmte Enzyme nicht enthalten sein, da diese die Naturfasern angreifen könnten.
Besonders empfindlich reagiert Wolle auf starke Temperaturschwankungen in Verbindung mit Bewegung (Stichwort: Walken). Besonders im Winter muss man darauf achten, die Waschtemperatur nicht zu hoch zu haben oder nur kalt zu waschen, denn viele Maschinen spülen zum Abschluss die Wäsche mit Leitungswasser. Läuft die Leitung durchs kalte Erdreich, ist das Spülwasser entsprechend kalt, so dass selbst eine eingestellte Waschtemperatur von 30 Grad dazu führen kann, dass die Wolle sich verdichtet. Es gibt aber auch Maschinen, die das Spülwasser im Wollwaschgang anwärmen bzw. die Wäsche vor dem letzten Spülgang vollständig abkühlen lassen, so dass es nicht zu einem Temperaturabfall kommt und durchaus auch Waschtemperaturen bis 40 Grad (aber immer Wollwaschgang!) möglich sind.
Auch zu hohe Umdrehungszahlen bekommen der Wolle nicht. Im Gegenteil, sie wird sogar weicher, wenn sie klatschnass liegend auf einem Handtuch getrocknet wird.
Der Wollwaschgang der Waschmaschine arbeitet mit langen Ruhe/Einweichphasen und bewegt die Wäsche nur minimal. Hohe Temperaturen und Bewegung führen schnell zum Verdichten. Ein weiterer Aspekt hierbei ist Reibung. Bitte lest in eurem Handbuch nach, wie voll die Trommel im Wollwaschgang maximal sein darf, denn packt ihr die Maschine zu voll, wird die Wäsche zum einen nicht sauber und durch die Reibung kann die Wolle ebenfalls verdichten.
Wolle sollte nicht auf der Heizung oder im Trockner getrocknet werden (außer er hat ein speziell gekennzeichnetes Programm für Wolle). Am besten ist es, sie auch nicht an Klammern aufzuhängen, da die Stoffe schnell ausleiern und sich unschöne Beulen bilden. Ab besten ist es sie über mehrere Sprossen des Wäscheständers zu legen und so liegend zu trocknen.
Also merke:
- niedrige Temperatur und Drehzahl (Wollwaschgang!) und die Maschine nicht zu voll packen!
- Wollwaschmittel verwenden
- kein Trocknen auf der Heizung oder im Trockner und keine Wäscheklammern!
Ab und zu tut es der Wolle gut, wenn sie etwas „rückgefettet“ wird (ähnlich, wie unseren Haaren eine Haarkur ab und zu gut tut). Hierfür ist eine Wollkur mit Lanolin zu empfehlen, entweder gekauft oder selbst aus Lanolin und einem Emulgator angerührt. Man kann zum Beispiel einfach ein wenig Wollkur ins Weichspülfach geben (wenn dieses im Wollwaschgang gespült wird, das ist wohl nicht bei jeder Maschine so).
Für stärker strapazierte Kleidung oder wenn man zB. einen Walkanzug wasserabweisender machen möchte, kann man sie auch länger in ein stärker konzentriertes Bad mit Lanolinkur einlegen. Jedoch muss man hier vorsichtig sein, denn das Fett kann unter Umständen Farbpigmente aus dem Stoff lösen, so dass diese Ausbluten. Dies ist auch von Bedeutung, wenn man Wollkleidung auskochen möchte (z.B. Aufgrund eines Magen-Darm-Infekt). Prinzipiell ist es möglich Wollkleidung in kaltes Wasser in einen großen Topf zu geben, diesen bis zum kochen zu erhitzen und dann wieder vollständig auskühlen zu lassen. Dabei darf die Wolle auf keinen Fall stark bewegt werden!!! Und es kann eben auch zum Ausbluten der Farben kommen. Auch Hautfett, Schweis und Urin können zu einem Ausbluten der Farben führen, was jedoch nicht mit der Wolle als solche zu tun hat, sondern eher damit, dass für die hochwertigen Stoffe (z.B. Pflanzenfärbung oder GOTS usw.) schonendere Farbpigmente genutzt werden. Es ist auch nicht ratsam, die Wollwäsche über längere Zeit nass in der Maschine zu vergessen, da es auch hier zum Abfärben kommen kann (ich spreche hier leider aus Erfahrung)!
Noch ein paar Worte zur Fleckenbehandlung bei Wollkleidung:
Auch ich habe zwei kleine Dreckspatzen zuhause. Es wird viel sabbert, gematscht und Essen wird gern auf dem Pulli und der Hose verteilt.
Durch die wenige Bewegung im Wollwaschgang werden solche Flecken meist ohne Vorbehandlung nicht aus der Kleidung entfernt.
Wenn Ausbürsten nicht reicht, nutze ich persönlich (Olivenöl-) Kernseife oder noch lieber eine Lanolinseife zur Vorbehandlung (am Liebsten die von Mrs.BeAn, gibts bald hier im Shop). Letztere reinigt sanft und fettet auch direkt wieder zurück. Ich mache die Stelle meist mit kaltem Wasser nass, reibe die Seife (mit Gefühl :-)) auf die Stelle, lasse kurz einwirken und wasche es wieder aus oder werfe es direkt so in die Waschmaschine.
Wem das zu umständlich ist, der kann von Ulrich natürlich auch ein Fleckenspray mit Panamarindenextrakt erwerben, welches für Wolle geeignet ist. Manche nutzen auch Gallseife zur Vorbehandlung, jedoch kann es gerade bei Stoffen mit Druck hier schnell zum Verblassen desselben führen und man sollte sie definitiv nicht zu lange einwirken lassen, da so unschöne Flecken entstehen können.
Ein weiterer Geheimtrick gegen Flecken, vor allem auf wollweißer Wolle ist die Sonne. Wie schon unsere Großmütter wussten, entfernt die UV-Strahlung (auch im Winter oder wenn es bewölkt ist, dann aber nicht so schnell) Flecken, kann jedoch auch zum Ausbleichen von Farben und Drucken führen.
Was ihr da übrigens am Ärmel des kleinen Abenteurers vom Titel-Foto sehen könnt ist Pilling (kleine Knötchen auf der Oberfläche). Dies ist am Anfang ganz normal wenn ein Wollkleidungsstück neu ist. Es ist sogar eher ein Zeichen für gute Qualität und schonende Verarbeitung bei Wolle.
Meist gehen diese Knötchen von selbst weg, wen sie aber stören, dem kann ich die „Wunderbürste“ ans Herz legen! Damit kann man das Pilling aber auch Verschmutzungen wie oben beschrieben einfach wegbürsten (selbst bei empfindlicher Wolle/Seide).
So...das waren also meine Erfahrungen und Tricks zur Pflege von Wolle. Denn der Rohstoff ist ja nicht ganz günstig und man will möglichst lange Freude daran haben!
Edit: mir ist aufgefallen, dass ich ja noch erklären wollte, weshalb ich keine Baumwollstoffe gemeinsam mit Wollstoffen vernähe (man sieht häufig Walkoveralls mit Baumwollbündchen oder -futter). Das große Problem dabei ist, dass für Baumwolle die schonende Wollwäsche einfach nicht ausreichend ist. Es passiert also oft, dass Bündchen oder Futter dann mega verdreckt sind und sie auch nichtmehr sauber werden, da BW viel stärkeres Waschmittel und mehr Reibung/Umdrehungen in der Waschmaschine benötigt um sauber zu werden. Abgesehen davon saugen sich Baumwollbündchen und Futter im Gegensatz zu Wolle schneller mit Wasser voll, so dass es doch passieren kann, dass man friert, wenn Bündchen und Futter feucht sind.
Bei mir wird also nur Wolle mit Wolle vernäht, auch wenn es zu einem höheren Endpreis führt! Die Investition lohnt sich definitiv!!
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