Warum Wollestoffe

Warum Wollestoffe

Hallo!
Hier möchte ich euch einen Einblick geben, wie ich selbst zu Wollstoffen gefunden habe und weshalb ich dieses Material einfach Unschlagbar finde. Meine Kinder tragen aktuell zu 95% selbstgenähte Kleidung aus Wolle oder Woll-Mixstoffen, außer ein paar upgecyclete Kleidungsstücke oder welche, die wir geschenkt bekommen haben. Im Sommer greife ich ab und zu auch gerne zu Leinen oder Hanf und für Regenbekleidung zu Etaproof oder Dry Oilskin. Mein Sohn ist ein typisches Schwitzebaby gewesen und die Hebamme hat uns Wolle/Seide Bodys empfohlen. Vorher habe ich seine Erstausstattung größtenteils klassisch aus Baumwolljersey genäht. Kunstfasern kamen für mich von Anfang an nicht in Frage und die Tatsache, dass er darin ja noch mehr schwitzen würde, bestätigte mich darin noch. Zunehmend wurde mir aber auch die Herkunft und Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien wichtig, also stieg ich auf Biobaumwolle und gebrauchte Kleidung oder Upcycling um. Jedoch auch Biobaumwolle verbraucht im Anbau und der Verarbeitung extrem viel Wasser, so dass die Ökobilanz hier nicht besonders gut ausfällt. Da wir unsere Kinder auch mit Stoff wickeln und ich es blöd fand, dass alle Überhosen, die ich zu dem Zeitpunkt kannte mit einer Polyurethanbeschichtung waren, machte ich mich auf die Suche nach Alternativen. Hierbei landete ich erneut bei der Wunderfaser „Wolle“. Nach und nach beschäftigte ich mich immer intensiver mit dem Thema und als ich die erste Wolle/Seide Meterware in Händen hielt, war mir klar:  auch ich möchte nie wieder etwas anderes tragen! 
Wolle ist wirklich ein absolut geniales Produkt der Natur, das viele positive Eigenschaften mit sich bringt. Landläufig herrscht ja oft die Meinung, dass Wolle kratzig ist und man sie nicht ordentlich waschen kann. Ich persönlich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Wolle zum einen kuschelig weich sein kann und einem zum anderen sogar durch ihre besonderen Eigenschaften einiges an Wäsche erspart, was wiederum ebenso der Umwelt zugute kommt! 
Schafwolle besteht (wie menschliches Haar) aus einem Protein namens Keratin, Dabei ist die Oberfläche nicht glatt, sondern besitzt kleine Widerhaken, die dazu führen, dass die Wolle sich unter bestimmten Voraussetzungen verdichtet. Je feiner die Fasern sind, desto weicher ist auch die Wolle. Im Groben lässt sich sagen, dass sich das Fell der verschiedenen Schafrassen auf die Witterungsbedingungen angepasst hat. So benötigen Schafe, die in kälteren Regionen leben eine gröbere, dickere Wolle, um gegen Regen und Wind gerüstet zu sein, wohingegen die Schafe in wärmeren Gebieten eher flauschig, weiche Wolle produzieren. Am bekanntesten ist wohl die Wolle der Merinoschafe, die als besonders weich gilt. Merinoschafe werden vor allem in südlichen Regionen gehalten. Die meiste Wolle für die Bekleidungsindustrie kommt heutzutage aus Neuseeland, Australien und Südamerika. Die Herkunft spielt hier, nicht nur was die Kuscheligkeit der Wolle angeht eine Rolle, auch wer das Tierwohl im Blick hat, für den ist die Herkunft des Rohstoffes von Bedeutung. Dazu jedoch auch in einem anderen Beitrag mehr. 
Zurück nun zur Wollfaser: Diese besitzt eine wasserabweisende Außenschicht, die Wasser, aber auch Schmutz abperlen (bzw. nicht eindringen) lässt, so dass sich Schmutz nach dem Trocknen einfach Abklopfen/Ausbürsten lässt. Des weiteren hat die Wollfaser einen Kern, der bis zu ein Drittel seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen kann, ohne sich feucht anzufühlen. Wolle transportiert anders als Baumwolle wenn sie feucht ist, nicht die Wärme vom Körper weg, sondern wärmt weiterhin. Deshalb ist selbst in nasser/verschwitzter Wollkleidung ein Auskühlen des Körpers unwahrscheinlicher. Wolle ist also durch ihre Struktur temperaturausgleichend (im Sommer kühlend, im Winter wärmend), feuchtigkeitsregulierend und schmutzabweisend. Durch das in der Wolle enthaltene Lanolin (Wollfett) wird der schmutzabweisende Effekt sogar noch verstärkt und es wirkt in gewissem Maße selbstreinigend und antimikrobiell. So kann die Wolle Geruchsstoffe neutralisieren. Deshalb reicht es oft Wollkleidung „auszulüften“ oder eine Zeit ins dampfige Badezimmer zu hängen, um schlechte Gerüche (Schweiß, Urin, Zigarettenrauch usw.) los zu werden.Wolle wird seit Jahren als äußere Schicht beim Wickeln von Babys verwendet, denn sie lässt die Feuchtigkeit nicht an die Kleidung dringen und „verseift“ mit Hilfe des Lanolins den Urin. Dieser wird dadurch neutralisiert und die Windeln werden umso dichter. 
Was Vielen nicht bekannt ist: Wolle lässt sich durchaus auch auskochen! (besonders bei Magen-/Darm Infekten wichtig!) hierzu jedoch mehr, wenn es um das Waschen und Pflegen von Wolle geht .Für heute soll das erstmal an Informationen reichen. Es werden aber in den nächsten Tagen bzw. Wochen noch weitere Beiträge folgen zu den Themen: - Richtige Pflege von Wolle- Ausrüstung von Wollfasern (superwash und co.)- Herkunft der Wolle – Heimische Wolle vs. Merinowolle und das Problem des "mulesing".
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